guatemala.de > Guatemalagruppe Nürnberg e. V. > Fijate
Fijáte
 

Sehen und spüren, um zu glauben

Fijáte 310 vom 19. Mai 2004, Artikel 9, Seite 6

PDF Original-PDF 310 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 --- Nächstes Fijáte

Sehen und spüren, um zu glauben

Und gerade die Notwendigkeit, die Bedürfnisse zum Überleben zu befriedigen, spielt in den armen Familien verständlicherweise eine herausragende Rolle. Damit übereinstimmend äusserten sich laut der Untersuchung diejenigen als ,,nichtdemokratisch", die eine niedrigere Bildung und weniger Optionen haben, ihren Anspruch auf ein würdiges Leben zu erfüllen. Eben diese Menschen sind es auch, die das stärkste Misstrauen in demokratische Institutionen, die Parteien und die PolitikerInnen zur Sprache bringen. Betrachtet man die Wahrnehmung der Bevölkerung gegenüber der Demokratie proportional, so ist festzustellen, dass deren Glaubwürdigkeit im Laufe der Jahre sinkt und, ohne Zweifel, je mehr die ökonomischen und sozialen Probleme sich verschärfen. Noch 1996 zogen 61% der Befragten die Demokratie jedem anderen Regime vor, 2002 sank ihr Anteil auf 57%. Zieht man einen Vergleich in Bezug auf die Wahrnehmung der guatemaltekischen BürgerInnen hinsichtlich der VGFriedensverträgeNF, die vor mehr als sieben Jahren in unserem Land unterzeichnet wurden, lautet das Ergebnis gleich: viele Menschen nehmen immer noch keine Veränderungen wahr oder sehen noch keinen sich widerspiegelnden Nutzen dieses Friedens, der diesen mit sich bringen sollte und der deswegen noch viele VerleumderInnen findet. Für viele war die Ablehnung der VGVerfassungsreformenNF 1999 eine Überraschung, genauso wie das Misstrauen vieler GuatemaltekInnen gegenüber den Friedensverträgen und was aus diesen folgt. Die Verträge haben für einen Grossteil der Bevölkerung des Landes noch keine Bedeutung. Die Tausenden von Publikationen, die über die Friedensverträge erstellt wurden, sind zweifelsohne gut aufbewahrt in Kisten und Schubladen vieler Nichtregierungsorganisationen - potentiell, um verloren zu gehen, ohne dass ihr wahrer Wert sich in der Gesellschaft niederschlagen könnte. Wenn die Bevölkerung sich wirklich der wahren Bedeutung dessen ermächtigt, was heisst, in einer Demokratie zu leben und die Stimme gemeinsam zu erheben, damit diese sich erfüllt - was nicht nur beinhaltet, jedes Mal am Wahlprozess teilzunehmen ­ dann sähe die Geschichte unseres Lateinamerikas ganz sicher anders aus, das derweil noch verfolgt und bedrängt wird von jenen, die nicht mehr als persönliche Triumphgelegenheiten in einem Volk ohne Bildung sehen, geschwächt von so vielen PolitikerInnen, die heute vor allem aufgrund ihrer erschreckenden Praktiken denn wegen tatsächlichen, von ihnen in die Wege geleiteten Veränderungen, die allen zu Gute kommen, auf sich aufmerksam machen. Solange die Demokratie und in unserem Fall auch die Friedensverträge sich nicht in wesentliche Veränderungen für die Bevölkerung übersetzen, werden sie allein als eine Zusammenstellung von Wörtern betrachtet werden, ohne Bedeutung und ohne Nutzen.


PDF Original-PDF 310 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 --- Nächstes Fijáte