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Fijáte
 

Fijáte-Archiv 2009

Liste der jeweiligen Leitartikel, bestehend aus der Überschrift und dem zugehörigen ersten Absatz und der Verlinkung zum PDF oder zur HTML-Version des ersten Artikels. Sollte bei der Verlinkung das Schlosssymbol stehen, ist die Ausgabe noch nicht freigegeben und es wird ein Passwort benötigt.

Jahresüberblick

Fijáte 450 (16.12.09) PDF 1. Artikel
   Fij-adé 2009 / 2010 seguiremos!
   Ihr lieben Leserinnen und Leser,
   Mit dem Heft 440 hat sich unsere langjährige Mitarbeiterin Christiane Treeck schweren Herzens aus der Redaktion verabschiedet. An dieser Stelle möchten wir ihr noch einmal ein "Muchisimas Gracias, liebe Christiane!" zurufen.
   Neben Barbara Müller, die die Kontinuität wahrt, sind mit Wiebke Schramm und mir, Stephan Brües, neue RedakteurInnen hinzugekommen. Und nicht zu vergessen: auch die hintersinnigen Kolumnen unseres Freundes Fernando Suazo sind geblieben.

Fijáte 449 (02.12.09) PDF 1. Artikel
   Korrupte Polizei und Remilitarisierung?
   Kriminalität, Mord und generelle Unsicherheit, Korruption sowie ständige Wechsel in den Reihen der Zivilen Nationalpolizei (PNC) und im Innenministerium (MINGOB) - all dies sind Gründe, über die Rolle und Fähigkeit der PNC zu reflektieren, wie dies Crosby Girón und Iduvina Hernández im Newsletter El Enfoque, Nummer 4, herausgegeben von El Observador, tun. Dies und eine Analyse der Mitteilungen aus den öffentlichen Medien ergeben ein ziemlich katastrophales Bild der PNC.
   In die Notwendigkeit, die Reihen der PNC zu säubern, wurde oft insistiert. Dieser Prozess war auf gutem Weg zu Zeiten, als Adela Camacho de Torrebiarte Innenministerin war, doch seine Weiterführung wurde durch die ständigen Wechsel im Innenministerium und aufgrund dessen extremer Instabilität auch in den höheren Rängen der PNC verhindert. Diese Instabilität ist nicht nur eine Charakteristika der Regierung Alvaro Coloms, auch zu Zeiten Oscar Bergers wurden Polizei- und Regierungsmitglieder schwerer Delikte angezeigt. Ein Beispiel ist die Ermordung von drei salvadorianischen Parlamentariern und ihrem Fahrer durch mehrere Polizeiagenten einer Eliteeinheit. Die Situation verkomplizierte sich, als die festgenommen Beamten anschliessend in einem Gefängnis maximaler Sicherheitsstufe durch Todesschwadronen hingerichtet wurden, welche ihrerseits mit überraschender Leichtigkeit in die Haftanstalt eindringen konnte.
   In Anbetracht der Ereignisse ist es nicht abwegig, die Rolle der PNC und der Gefängnisse bezüglich ihrer Aufgabe, die Sicherheit des Bevölkerung zu garantieren, zu hinterfragen. Es verwundert auch nicht, dass das Geschäft mit der Sicherheit enorm gross ist und legale private Sicherheitsfirmen jährlich mehr als 1,2 Milliarden Quetzales in Rechnung stellen. Desgleichen verzeichnet auch der Staat gewaltige Ausgaben für Sicherheit: das MINGOB verfügt über ein Budget von 2 Milliarden Quetzales und dasjenige des Verteidigungsministeriums liegt bei jährlichen 1,3 Milliarden.

Fijáte 448 (18.11.09) PDF 1. Artikel
   "Für den Finquero kommt die Abgabe von Landbesitz einer Demokratisierung Guatemalas gleich"
   Rund 40% der guatemaltekischen ArbeiterInnen sind auf dem Land beschäftigt und trotzdem wurden die KleinbäuerInnen von den verschiedenen Regierungen konsequent übergangen. Auch die aktuelle Regierung ist laut Helmer Velásquez, Direktor der Koordination von Nichtregierungsorganisationen und Kooperativen (CONGECOOP), dabei trotz verschiedener Programm wie z.B. Pro Rural keine Ausnahme. Im Interview mit Inforpress setzt er sich deutlich für eine Agrartransformation ein, die durch sinnvolle Gesetze erreicht werden kann. Dass dies eine Notwendigkeit ist, wird spätestens dann klar, wenn wie jedes Jahr im August der Hunger einsetzt, was dieses Jahr nach längerem Ausbleiben des Regens in einer regelrechten Katastrophe endete.

Fijáte 447 (04.11.09) PDF 1. Artikel
   "Etwas ist deutlich schiefgelaufen"
   Carlos Castresana, eine Grösse in Sachen Internationalem Recht, war in seiner damaligen Funktion als spanischer Staatsanwalt einer der Initiatoren des Falls Pinochet und der Prozesse gegen die argentinischen Militärs. Seit 2007 ist er der im Rahmen eines UNO-Mandats tätige Leiter der Internationalen Kommission gegen Straflosigkeit in Guatemala (CICIG). In dieser Funktion hat er sich unter anderem mit dem Fall des Anwalts Rosenberg beschäftigt, der vor seiner Ermordung ein Video hinterliess, in dem er den guatemaltekischen Präsidenten Alvaro Colom, für seinen Tod verantwortlich machte.
   Der folgende Text ist die Kombination eines Interviews, das Carlos Castresana am 9. Oktober der spanischen Zeitung "Vanguardia" gegeben hat, seinem Referat an der Jahreskonferenz der Politischen Abteilung IV für Menschliche Sicherheit des Schweizerischen Departement des Äussern (EDA) vom 15. Oktober sowie eines in diesem Rahmen mit ihm geführten Interviews der ¡Fijáte!-Redaktion.

Fijáte 446 (21.10.09) PDF 1. Artikel
   Frauenmorde und Straflosigkeit
   In der Zeitschrift Pueblos vom 22. September 2009 berichtet Paloma Lafuente über das Phänomen des Feminicidio*, d.h. der brutalen und sexistisch konnotierten Ermordung von Frauen, oft begleitet von Vergewaltigung und Tortur, welches seit Ende der 90er Jahre - nach Abschluss der Friedensabkommen und mit der Festigung der Frauenbewegung - verstärkt anzutreffen ist. Sie setzt diese Erscheinung mit dem Fehlen eines funktionierenden Rechtssystems und der Bürgerkriegsvergangenheit in Zusammenhang.
   Wenn in nur 16 Tagen 26 Frauen auf brutale Weise in der Schweiz ermordet würden, was für Auswirkungen hätte dies? Wie viele Demonstrationen, Ermittlungen und Anklagen würden stattfinden, wenn man in den Strassen von Berlin die Leichen von 26 Frauen fände? In Guatemala, dem Land, in dem wirklich so viele Frauen ermordet werden, ist die einzige Folge, dass die Fälle archiviert werden, da es keine Beweise gibt oder die Familien der Opfer Angst haben, Nachforschungen anzustellen. Man rechnet, dass mehr als 4300 Frauen in Guatemala während der letzten acht Jahre ermordet wurden und dass dabei extreme Gewalt und Brutalität wie Verstümmelung oder Strangulierung angewendet wurden. ExpertInnen reden von einem tiefen Hass, der sich gegen Frauen richtet und ein Produkt der 36 Jahre Bürgerkrieg ist. In einem Land, in dem 56,2 % der EinwohnerInnen unter der Armutsgrenze leben, schaffen Straflosigkeit, Korruption, Unsicherheit und Ungleichheit ideale Bedingungen, um eben diese Verhältnisse zu reproduzieren.
   Jeden Tag finden wir Mitteilungen in den Nachrichten, die uns von der Ermordung von Frauen in Lateinamerika berichten. Mexiko und Guatemala übernehmen dabei die "Führung". Und jedes Jahr erweitern sich die Massnahmen der Organisationen der Vereinten Nationen, um die Frauen zu unterstützen, ebenso wie die Delegationen internationaler ExpertInnen zunehmen, welche über diese bedauerliche Situation alarmieren. Trotz dieser Bemühungen produzieren die Inkompetenz der staatlichen Einrichtungen und die fehlende Koordinierung zwischen der Arbeit der Zivilen Nationalpolizei (PNC) und dem langsamen und unorganisierten Justizsystem eine Spirale der Straflosigkeit und mangelnder Operativität. Dadurch verschwinden die Ermordungen von Hunderten von Frauen in der Unsichtbarkeit.

Fijáte 445 (07.10.09) PDF 1. Artikel
   Die Auswirkungen des Freihandelabkommen zwischen den USA, Mittelamerika und der Dominikanischen Republik (DR-CAFTA) auf den Medikamentenmarkt und das Gesundheitswesen in Guatemala
   Der folgende Artikel berichtet von einer Forschungsstudie, die im August diesen Jahres in der wissenschaftlichen Zeitschrift Health Affairs veröffentlicht wurde, und zeigt auf, wie die Freihandelsabkommen zwischen den USA und Zentralamerika (DR-CAFTA) den Handelspartnern der USA den Zugriff auf lebenswichtige Medikamente einschränkt und zum Kauf von kostenintensiveren Produkten verpflichtet. Dies könnte insoweit für Europa von Bedeutung sein, da derzeit die EU über Handelsabkommen (Acuerdos de Associación) mit Mittelamerika verhandelt. Der Originaltext wurde von Health Affairs im Internet veröffentlicht (http://content.healthaffairs.org).
   Das DR-CAFTA ist ein Freihandelsabkommen zwischen den Vereinigten Staaten, Costa Rica, der Dominikanischen Republik, El Salvador, Guatemala, Honduras und Nicaragua und sorgte in allen beteiligten Länder für Proteste. Das Abkommen garantiert nämlich US-Firmen den unbeschränkten Zugang zum Markt dieser mittelamerikanischen Länder, welche bis 2015 alle Importhürden für US-Produkte abgebaut haben müssen. Doch gerade die Importregulierung ist ein wichtiges Instrument vieler mittelamerikanischer Länder, um die wirtschaftliche Entwicklung im eigenen Land zu schützen. Weiterhin, wie besagte Forschungsstudie darstellt, werden lebenswichtige Generika-Medikamente, die weitaus kostengünstiger sind als die originalen Medikamente bekannter Marken, denjenigen vorenthalten werden, die zu den ärmsten Menschen der westlichen Hemisphäre gehören.
   Zunehmend ist es für Guatemala unmöglich, kostenreduzierte Medikamente zu produzieren oder zu importieren. Dies wird durch die Bestimmungen der Freihandelsabkommen bezüglich des Urheberrechts der Medikamente, welche von der pharmazeutischen Industrie der USA aufgezwungen werden, verhindert.

Fijáte 444 (23.09.09) PDF 1. Artikel
   Chixoy, Xalalá ... sind Wasserkraftwerke die Zukunft Guatemalas?
   Aufgrund geografischer Eigenheiten ist Guatemala eine interessante Region für die Installation von Wasserkraftwerken. Dies hat aber soziale, kulturelle, ökologische und rechtliche Folgen, wie die Kopenhagener Initiative für Zentralamerika und Mexiko (CIFCA) am Beispiel des Berichts Xalalá - Desarrollo para todos? demonstriert, und wie es uns auch die Geschichte vom Wasserwerk Chixoy zeigt. Xalalá ist nicht das einzige Projekt hydroelektrischer Energiegewinnung, welches aktuell in Guatemala durchgesetzt wird, ohne dass dabei die Interessen der Bevölkerung berücksichtigt werden und von denen private Firmen wie die spanische Unión Fenosa profitieren.
   Das Wasserkraftwerk Xalalá
   Das Wasserkraftwerk Xalalá ist Teil des historischen Wirtschaftsprojektes im Gebiet der Franja Transversal del Norte (FTN) der 70er Jahre, welches heutzutage wieder aufgenommen wird. Die Projekte der FTN stimmen mit den Interessen transnationaler Firmen wie Basic Resources, Shenandoah, Texaco, Exmibal, u.a. überein, welche ihrerseits mit den Interessen der guatemaltekischen Oligarchie zusammentreffen, wie z.B. dem Handel mit Ländereien, Holz und Vieh. Xalalá ist ebenfalls Teil des Sistema de Interconexión Eléctrica para América Central (SIEPAC), eine elektrische Verbundwirtschaft im Rahmen des ehemaligen Plan Puebla Panamá (PPP), der jetzt unter dem Namen Plan Mesoamérica weitergeführt wird.

Fijáte 443 (09.09.09) PDF 1. Artikel
   "Das private Mediensystem dient dem Machtmissbrauch"
   Inforpress Centroamericana, eine wöchentlich erscheinende politische und ökonomische Analyse zur Lage in Guatemala und Zentralamerika, feiert seinen 37. Geburtstag. Das ist zwar kein runder Geburtstag, aber wer sich überlegt, was vor 37 Jahren in Guatemala los war (Militärdiktatur und einsetzende Massaker), wer weiss, dass es sich um ein regierungskritisches Medium handelt, der wird es für ein kleines Wunder halten, dass Inforpress die ganze Zeit über erschienen ist.
   Das Interview mit Gustavo Porras, einem der hellsichtigsten Intellektuellen des heutigen Guatemalas, Journalist bei Inforpress Ende der 70er Jahre, später kurzzeitig bei "Siglo XXI", ansonsten Revolutionär, Radfahrer und Mitautor des Friedensabkommens von 1996, schlägt den Bogen von der Zeit der 70er Jahre zu einer kritischen Analyse des heutigen Mediensystems in Guatemala.

Fijáte 442 (26.08.09) PDF 1. Artikel
   Die Macht der Illegalen Körperschaften und Klandestinen Strukturen
   Claudia Samayoa, Menschenrechtsaktivistin und Koordinatorin der Einheit zum Schutz der MenschrechtsverteidigerInnen (UDEFEGUA), analysiert im folgenden Interview mit dem Centro de Estudios de Guatemala (CEG) die Ursprünge der in Guatemala operierenden Illegalen Körperschaften und Klandestinen Strukturen (Cuerpos Ilegales y Aparatos Clandestinos de Seguridad - CIACS) und erklärt, in welcher Beziehung sie zu den politischen und wirtschaftlichen Mächten stehen.

Fijáte 441 (12.08.09) PDF 1. Artikel
   Fij-adé Christiane!
   Nach über sieben Jahren zieht sich Christiane Treeck aus der ¡Fijáte!-Redaktion zurück. Unsere zunächst rein virtuelle Zusammenarbeit hat sich im Verlauf der Jahre zu einer Freundschaft entwickelt, die hoffentlich unsere gemeinsame Zeit als "Eltern" des ¡Fijáte! überdauert. Der ¡Fijáte! wäre heute nicht was er ist, ohne die hartnäckige und professionelle Recherche-Arbeit von Christiane, ihrer Genauigkeit beim Nachführen des Archivs, beim Nachforschen von Daten und Zusammenhängen. Muchisimas Gracias, liebe Christiane, für Deine Arbeit und die Zusammenarbeit, für Deine Ausdauer und Dein Engagement!
   Wie weiter?
   Auf unseren Aufruf nach NachfolgerInnen haben wir erfreulich viele Rückmeldungen bekommen. Mit Stephan Brües, der bereits einmal eine Zeitlang in der ¡Fijáte!-Redaktion mitarbeitete, und mit Wiebke Schramm, die eben von einem einjährigen Einsatz mit Peace Brigades International aus Guatemala zurückgekommen ist, haben sich zwei kompetente Guate-KennerInnen für die Mitarbeit in der Redaktionsgruppe gefunden.

Fijáte 440 (29.07.09) PDF 1. Artikel
   Neues (?) im Fall Rosenberg
   Nachdem sich die erste Aufregung um den "Fall Rosenberg" etwas gelegt hat und man in und für Guatemala froh ist, dass der Protest gegen den Präsidenten und dessen Gattin nicht in einen Staatsstreich à la Honduras gemündet ist, haben die Medien in den letzten Wochen neue Hintergründe und Zusammenhänge - und Gerüchte - rund um die Ermordung des Anwalts aufgedeckt.
   Wir veröffentlichen im Folgenden eine Zusammenfassung von zwei Artikeln aus Inforpress Centroamericana Nr. 1805 und 1807 zum Thema.
   "Die Verräter beginnen zu sprechen", erklärte der guatemaltekische Präsident Alvaro Colom in einem Interview in der mexikanischen Zeitung La Jornada und versichert weiter: "Die Aufrührer werden bezahlen". Zwar nannte er keine konkreten Namen, nennt aber jene, die das Video von Rosenberg (re-) produziert haben "Umstürzler, die wir schon noch identifizieren werden. Die Verräter beginnen, einander gegenseitig zu beschuldigen und an den Pranger zu stellen." Vater und Tochter Musa, die im April umgebracht wurden, sowie der unschuldige Rosenberg seien von gewissen Leuten dazu missbraucht worden, einen unliebsamen Präsidenten loszuwerden, der sie bei ihren schmutzigen Geschäften gestört habe (siehe ¡Fijáte! 435 und 437).

Fijáte 439 (15.07.09) PDF 1. Artikel
   Auf dem Weg zu einem failed state?
   "Wie sicher ist es, das Haus zu verlassen?" Diese alltägliche Frage vieler GuatemaltekInnen ist ein Symptom dafür, dass die Dinge im Land seit langem nicht mehr im Lot sind. Bedeutet dies, dass Guatemala ein "failed state", ein gescheiterter Staat ist? Diese Frage löst unter Fachleuten eine kontroverse Debatte aus. Einig ist man sich einzig darin, dass die Situation in Guatemala die Angst vor und den Umgang mit den komplexen weltweiten Entwicklungen widerspiegelt. Der folgende Artikel von Matthew Brooke wurde am 19. Juni in der Nr. 1804 von Inforpress Centroamericana veröffentlicht.
   Im Winter 2008/ 09 veröffentlichte der Journalist Michael Deibert einen Artikel mit dem Titel "Drogen versus Demokratie in Guatemala". Die Reportage, eine ausführliche Beschreibung der jüngsten Geschehnisse, bringt die politische Elite mit dem Drogenhandel in Verbindung und erwähnt unter anderem das Beispiel des bei einem Helikopterabsturz im Juni 2008 ums Leben gekommenen ehemaligen Innenministers Vinicio Gómez. Sie bringt seinen Tod in Verbindung mit dem damaligen Verantwortlichen des Sekretariats für administrative Belange und die Sicherheit des Präsidenten (SAAS), Carlos Quintanilla, der wiederum dem ehemaligen Chef des Präsidialen Generalstabs (EMP), Francisco Ortega Menaldo, nahegestanden haben soll, welcher bekannt ist für seine kriminellen Machenschaften.
   Deibert schreibt sinngemäss: "Laut anonymisierten Aussagen eines hohen Funktionärs der Regierung von Álvaro Colom kam es vor dem Unglück zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Quintanilla und Gómez. ZeugInnen dieser Dispute sagten, dass Quintanilla nicht einverstanden gewesen sei mit Gómez' Vorhaben, Militärtruppen an die guatemaltekisch-mexikanische Grenze zu entsenden, um gegen den dort mutmasslich agierenden Drogenkartellboss Juan Alberto "Chamale" Ortiz López vorzugehen. Dieser war einer der ersten, der für seine Geschäfte in Guatemala Angehörige der mexikanischen "Zetas" (Söldner des Kartells "del Golfo") anheuerte. Mit dem Tod von Gómez - den niemand in Guatemala als einen Unfall bezeichnet - wurde die bereits geschwächte Administration quasi gänzlich lahmgelegt."

Fijáte 438 (01.07.09) PDF 1. Artikel
   Die Droge Gerardi
   Wenn etwas mit Gewissheit über die Ermordung von Bischof Gerardi gesagt werden kann, dann, dass sie Leidenschaften und grosse Fragezeichen provoziert hat und weiterhin provoziert. Nachdem sich im Verlauf der Jahre die Wellen endlich etwas geglättet haben, wurden sie nun durch die spanische Übersetzung des Buches "Die Kunst des politischen Mordes. Wer tötete den Bischof?" des guatemaltekisch-US-amerikanischen Autors Francisco Goldman wieder aufgewühlt. Für die einen liegt die Angelegenheit nach wie vor im Dunkeln, für die anderen, so auch für den Autor, ist sie ein Zeichen der Hoffnung, dass es möglich ist, die Wahrheit ans Licht zu bringen.
   Der folgende Artikel von Alejandra Gutiérrez Valdizán erschien in der Zeitschrift "Revista" vom 5. Juni 2009.
   Zwei Tage vor seiner Ermordung, am 24. April 1998, übergab Juan Gerardi zusammen mit dem Menschenrechtsbüro des Erzbistums Guatemala (ODHAG) der Öffentlichkeit den Bericht über das Projekt zur Erlangung der historischen Erinnerung, REMHI. Wie eine Warnung erklangen seine Worte in der Kathedrale der Hauptstadt: "Die Geschichte aufarbeiten, den Schmerz, den Tod. Das menschliche Drama aufzeigen, das ‚Weshalb' und ‚Wie' verstehen… Das REMHI war wie eine offene Tür, damit die Menschen aufatmen und sich frei aussprechen können." Die Aufklärung des Todes von Gerardi wurde zu einem intensiven und verschlungenen Versuch, diese Geschichte des Schmerzes und des Todes aufzuarbeiten, das "Wie" und "Weshalb" zu verstehen.

Fijáte 437 (17.06.09) PDF 1. Artikel
   Die ¡Fijáte!-Redaktion sucht Unterstützung bzw. interessierte ErbInnen!
   In eigener Sache
   Wir zwei Redakteurinnen des ¡Fijáte! - Nachrichten, Informationen, Berichte zu Guatemala suchen MitarbeiterInnen, die Lust haben, ab August 2009 das Schreiben und Herausgeben des ¡Fijáte! entweder teilweise oder längerfristig komplett zu übernehmen, da mindestens eine von uns die schwere Entscheidung getroffen hat, sich aus der Redaktion zurückzuziehen.
   Aus unserer Erfahrung braucht es für die Redaktionsarbeit neben sicheren Spanischkenntnissen und der Übung im Verfassen von Artikeln in deutscher Sprache ein grosses Interesse am Geschehen in Guatemala - dafür sind Vorwissen um die Geschichte und Gegenwart des Landes und eine entsprechend ausgeprägte Frustrationstoleranz empfehlenswert.

Fijáte 436 (03.06.09) PDF 1. Artikel
   "Wir leben inmitten einer grossen Konfusion"
   Die Krise rund um den "Fall Rosenberg" löste verschiedene Ausdrucksformen sozialer Unzufriedenheiten aus bis hin zu Zusammenstössen zwischen einzelnen Sektoren. Ist dies der Beginn neuer sozialer Bewegungen? Erwacht in Guatemala ein neues staatsbürgerliches Bewusstsein? Oder ist das Land einmal mehr vollkommen polarisiert?
   Diese Fragen beantwortet im folgenden Interview der Soziologe, Schriftsteller und Journalist Mario Roberto Morales. Morales hat über Demokratie, Kultur, Bildung und soziale Bewegungen geschrieben und ist u.a. Autor des Buches "La articulación de las diferencias ó el síndrome de Maximón", in dem er ein populäres Mestizentum, bzw. ein "allgemeines interethnisches Subjekt" beschreibt. Das für den ¡Fijáte! gekürzte, nachfolgende Interview erschien am 22. Mai 2009 in der Beilage "Revista" der Tageszeitung Diario de Centro América.

Fijáte 435 (20.05.09) PDF 1. Artikel
   "Der Privatsektor braucht keine starken Parteien - wir schon"
   Wenn man von einer guatemaltekischen Institution sagen könnte, sie wäre die exklusive Schatzkammer (feudo) der wirtschaftlichen Elite, dann zweifellos vom Finanzministerium. Aus diesem Grund ist allein die Tatsache, dass jemand wie Carlos Barreda in eine hohe Position innerhalb dieses Ministeriums gelangt, schon bemerkenswert. Altgedientes Mitglied des Kollektivs der sozialen Organisationen (COS), ist der aktuelle Vize-Finanzminister einer der wichtigsten Vertreter der handvoll linker Funktionäre, die Alvaro Colom in seine Regierung aufgenommen hat. Im folgenden Interview, das in Inforpress Centroamericana Nr. 1797 vom 30. April 2009 erschienen ist, insistiert Barreda auf der Notwendigkeit einer Steuerreform und weist darauf hin, dass die Regierung daran sei, eine "Gegenrevolution zur Politik der fundamentalistischen Marktwirtschaft" der letzten Jahre zu starten.

Fijáte 434 (06.05.09) PDF 1. Artikel
   Guatemala - nie wieder: ein frommer Wunsch
   von Mariano Gonzáles, 22. April in albedrío, anlässlich des 11. Todestages von Bischof Gerardi am 26. April.
   Elf Jahre nach der Ermordung von Bischof Juan José Gerardi Conedera scheint der aussergewöhnliche Titel des Berichts über die Umstände, unter denen Tausende von Opfern des bewaffneten Konflikt ermordet wurden, nichts weiter als ein frommer Wunsch zu sein.
   Es stimmt, dass die Berichte des Projekts zur Wiedererlangung der historischen Erinnerung (REMHI), "Guatemala - nunca más", und der offiziellen Wahrheitskommission "Guatemala - Memoria del Silencio" einen Fortschritt bezüglich der Anerkennung des Geschehenen und der Geschichte des Schmerzes und des Leidens während des bewaffneten Konflikts darstellen. Sie sind Ausdruck eines einzigartigen Willens, die Geschichte der Opfer aufzuzeigen und geben Empfehlungen ab, die darauf abzielen, die Opfer zu erinnern, ihnen ihre Würde zurückzugeben und ihre Hinterbliebenen (teilweise und ungenügend, da Menschenleben nicht ersetzbar sind) zu entschädigen sowie das soziale Gefüge der Familien, die Tote oder Verschwundene zu beklagen haben, zu reparieren.

Fijáte 433 (22.04.09) PDF 1. Artikel
   Täter oder Mittäter?
   Die Rolle des Unternehmenssektors im bewaffneten Konflikt
   Während des Jahres 1980 radikalisierten sich die städtischen GewerkschafterInnen und wurden durch die staatlichen Sicherheitskräfte brutal niedergeschlagen. An den 1. Mai-Veranstaltungen jenes Jahres wurden 32 Gewerkschaftsmitglieder im Centenario-Park in der Hauptstadt entführt. Am 21. Juni verschwanden 27 Führungsmitglieder der Nationalen Arbeitszentrale (CNT) und am 24. August 17 weitere. Gemäss dem Bericht vom Projekt der Wiedererlangung der historischen Erinnerung (REMHI) des Erzbischöflichen Menschenrechtsbüros (ODHAG) wurden allein im Jahr 1980 110 GewerkschaftsführerInnen ermordet. Wer waren die Verantwortlichen für diese gewaltsamen Aktionen? In den letzten Wochen wurde anlässlich der Feierlichkeiten des 10. Jahrestages des Berichts der Historischen Wahrheitskommission (CEH) besonders die Schuld des Militärs und der Polizei hervorgehoben. Dabei wurde die Verwicklung des Privaten Unternehmenssektors ausser Acht gelassen. Doch bereits das REMHI-Projekt zeigt die Verantwortlichkeit vieler UnternehmerInnen. Inforpress Centroamericana beschäftigt sich im folgenden Artikel aus der Nr. 1794 mit diesem Thema.
   In Guatemala sind die Namen derer, die während des internen bewaffneten Konflikts hohe Posten in der Regierung besetzten, bestens bekannt. Aber das allein reicht nicht aus für einen Rechtsprozess. Für einen solchen braucht es Beweise, die belegen, dass es eine Befehlskette gab, die befolgt wurde. Aus genau diesem Grund haben die beiden Archive, das des Militärs und das der Nationalpolizei, in letzter Zeit soviel Aufmerksamkeit auf sich gezogen, denn dank ihnen können solche Befehlsketten aufgezeigt werden.

Fijáte 432 (08.04.09) PDF 1. Artikel
   "Land herzugeben, bedeutet für den Finquero, Macht zu verlieren"
   Rund 40% der guatemaltekischen ArbeiterInnen sind in der Landwirtschaft tätig. Nichtsdestotrotz wurden die KleinbäuerInnen von den verschiedensten Regierungen stets vernachlässigt. Auch die aktuelle bildet dabei keine Ausnahme - trotz ihrer Rhetorik und der Einführung des Programms "Pro Rural". Dies ist die Meinung von Helmer Velásquez, dem Direktor von CONGCOOP, einer Dachorganisation von Nichtregierungsorganisationen und Kooperativen, der im folgenden Interview eine Agrarpolitik fordert, die zu einem effektiven Wandel beiträgt. Das Interview erschien am 27. März 2009 in der Nr. 1793 von Inforpress Centroamericana.

Fijáte 431 (25.03.09) PDF 1. Artikel
   Wer ist Emeterio Pérez? - Und weshalb es die Goldcorp Inc. Shareholder und Investoren wissen sollten
   Der folgende Bericht von Grahame Russel, Co-Direktor der US-amerikanisch-kanadischen Menschenrechtsorganisation Rights Action, wurde im Januar 2009 verfasst und beschreibt die Auswirkungen des Bergbauunternehmens Marlin auf die Gesundheit der Bevölkerung in San Miguel Ixtahuacán und Umgebung. Rights Action begleitet seit Jahren kritisch die Machenschaften des kanadischen Bergbauunternehmens und organisiert regelmässig Studienreisen nach Guatemala. In Kanada ist die Organisation in der politischen Lobbyarbeit tätig. (www.rightsaction.com)
   Ich traf Emeterio Pérez zum ersten Mal im Mai 2008. Der 70jährige Maya-Mann lebt mit seiner Frau und seiner zahlreichen Familie in einem kleinen Haus in San José Ixcanique. Sein winziges Stück Land grenzt an die Mine Marlin von Goldcorp Inc. Er lebte sein ganzes Leben lang schon dort, vor ihm seine Eltern.
   Am 28. Januar 2009 traf ich Emeterio wieder. Er sah mehr als acht Monate älter aus seit unserem letzten Treffen im Mai. Seine Tage verbringt er auf einem Stuhl sitzend, mit Schmerzen und zu schwach, um aufzustehen und herumzugehen.

Fijáte 430 (11.03.09) PDF 1. Artikel
   Bildung allein ist noch kein Garant für Entwicklung
   Je nach Kontext kann Bildung zur Befreiung beitragen, viel häufiger jedoch dient sie als Unterdrückungsinstrument im Dienste der Herrschenden. Wie kann ihr befreiendes Potential gefördert werden? Ist dies überhaupt möglich? Die Nachrichtenagentur Argenpress befragte dazu einen Kenner der Materie, den Guatemalteken Carlos Aldana Mendoza (nicht zu verwechseln mit seinem Namensvetter Carlos Aldana Villanueva, dem ehemaligen Verteidigungsminister). Ersterer ist Primarlehrer mit Studium in Pädagogik und Erziehungswissenschaften. Er war Berater der UNESCO in Bildungsfragen und Vizeminister im Erziehungsministerium der Regierung von Alvaro Colom, bis er vor kurzem von diesem Posten zurücktrat. Seit 25 Jahren Dozent an der Universität und gleichzeitig der "educación popular" verpflichtet, verfügt er über ein breites Erfahrungsspektrum.

Fijáte 429 (25.02.09) PDF 1. Artikel
   Das Recht auf gewerkschaftliche Organisation und Kollektivverhandlungen
   Die guatemaltekische Gewerkschaftsbewegung ist heute sehr schwach. Die Repression während des bewaffneten Konflikts und die vor allem nach der Unterzeichnung der Friedensabkommen vorangetriebenen Privatisierungen haben das Ihre zur Schwächung der Gewerkschaftsbewegung beigetragen. Mit Ausnahme der Angestellten der noch wenigen überhaupt vorhandenen öffentlichen Dienste (LehrerInnen und Pflegepersonal) gibt es in Guatemala vor allem Betriebsgewerkschaften, die in übergeordneten Organisationen auf nationaler und internationaler Ebene vernetzt sind. Der nachfolgende Text ist die Zusammenfassung eines Berichts, den die guatemaltekischen Mitgliedsorganisationen der Internationalen Gewerkschaftskonföderation (ITUC-CSI) zuhanden des Generalrates der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) erarbeitet haben, der vom 2. – 4. Februar in Genf tagte.
   Widersprüche zwischen nationalen Gesetzen und ILO-Abkommen
   1952 ratifizierte Guatemala die ILO-Abkommen Nr. 87 und 98 über das Recht, sich gewerkschaftlich zu organisieren und Kollektivverträge auszuhandeln. Auch wenn die Gewerkschaftsfreiheit und das Recht, sich einer solchen anzuschliessen, legal anerkannt sind, blockiert das guatemaltekische Justizsystem dessen Umsetzung. Nach wie vor werden gewaltsamen Übergriffen oder ungerechter Behandlung von ArbeiterInnen gerichtlich zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, geschweige denn werden die Täter verfolgt und verurteilt. Im Jahr 2008 konstatierte eine ExpertInnenkommission der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) mit Besorgnis, dass sich die arbeitsrechtliche und die gewerkschaftliche Situation in Guatemala trotz zahlreicher vorangegangener Berichte und Empfehlungen nicht verbessert hat: Im Jahr 2007 wurden fünf GewerkschafterInnen umgebracht, im Jahr 2008 waren es zwölf.

Fijáte 428 (11.02.09) PDF 1. Artikel
   Maya-Frauen: Über Multikulti und Feminismus
   Der Zugang zum Feminismus erfolgt für viele guatemaltekische Frauen in erster Linie über ihren persönlichen Aktivismus. Die von westlichen Feministinnen debattierten theoretischen Ansätze eines "Gleichheits-" bzw. "Differenzfeminismus" oder eines "Postfeminismus" sind ihnen eher fremd. Diese Feminismen entstanden in geographisch fernen Kontexten, die aber durchaus Ähnlichkeiten mit dem lateinamerikanischen haben: Sklaventum, Feudalismus, Kapitalismus vermischt mit patriarchalen Strukturen haben die Geschichte der Menschheit geprägt und prägen auch heute noch die guatemaltekischen Herrschafts- und Geschlechterverhältnisse. Wenn es für die Mayas schwierig ist, die Achtung der Kultur in einer Lebenssituation zu erlangen, die durch Unterordnung und Ungleichheit gekennzeichnet ist, dann ist es für die Maya-Frauen noch schwieriger. Sie beziehen sich in ihren Forderungen und Ansätzen auf die verschiedensten feministischen Ansätze und geraten damit nicht nur in Konflikte untereinander, sondern auch mit ihren potentiellen politischen Verbündeten.
   Aura Cumes von der Sozialwissenschaftsfakultät von Lateinamerika - FLACSO - geht in ihrem Artikel der Frage nach, wie sich das von den Mayas eingeforderte Recht auf Unterschiedlichkeit und auf kulturelle Freiheit auf die Geschlechterbeziehungen auswirkt. Wir veröffentlichen eine stark gekürzte Version.
   Gleichheit versus Differenz

Fijáte 427 (28.01.09) PDF 1. Artikel
   „Ich hab’ Angst vor dem was kommt.“ - Finanzkrise raubt Strassenkindern Unterstützung
   „Wir hören gerne Musik zusammen oder schauen Videos“, sagt Marta. Sie ist gerade vierzehn Jahre alt geworden. „Manchmal tanzen wir auch oder singen. Das macht grossen Spass.“ Marta lebt seit sechs Monaten in dem Heim für Mädchen des guatemaltekischen Kinderhilfswerks Casa Alianza. Ein Familiengericht hat sie dort eingewiesen, weil sie zu Hause bei ihrer Mutter nicht den notwendigen Schutz bekam. Das Mädchen ist schwanger. Sie verrät nicht, wer der Vater ist. Wahrscheinlich ein naher Verwandter. Bei Casa Alianza fühlt sie sich wohl: „Hier leben wir wie in einer grossen Familie.“ Aber das wird bald vorbei sein. Die Organisation schliesst ihre Tore. „Die Arbeit kann nicht weitergeführt werden“, erklärt Leonel Dubon, der Programmdirektor von Casa Alianza. „Uns stehen nicht mehr die notwendigen Mittel zur Verfügung.“
   Der folgende Artikel über die Schliessung der Heime von Casa Alianza Guatemala wurde uns freundlicherweise von dem in Guatemala lebenden deutschen Journalisten Andreas Boueke zur Verfügung gestellt.
   28 Jahre lang hat sich Casa Alianza so intensiv wie keine andere Institution in Mittelamerika um die Wahrung der Rechte von Strassenkindern und missbrauchten Kindern bemüht. Als Lobbygruppe ist das Hilfswerk weltweit mit Öffentlichkeitsarbeit und politisch wirksamen Aktionen dafür eingetreten, dass Strassenkinder von der Gesellschaft wahrgenommen und unterstützt werden. Ihre SozialarbeiterInnen waren wichtige AnsprechpartnerInnen für Tausende Kinder und Jugendliche, die ohne erwachsene Bezugspersonen aufgewachsen sind. In verschiedenen Krisenzentren und Kinderheimen wurde ausgestossenen Kindern ein neuer Anfang und eine positive Zukunftsperspektive ermöglicht. Das alles ist jetzt vorbei, von heute auf morgen. Der Guatemalteke Leonel Dubon ist erschüttert: „Die Zukunft der Kinder in diesem Land ist ziemlich hoffnungslos. Es gibt keine andere Organisation, die die Rolle von Casa Alianza übernehmen könnte. Dies ist ein harter Schlag für die Strassenkinder und für die Präventionsarbeit in den städtischen Armenvierteln.“

Fijáte 426 (14.01.09) PDF 1. Artikel
   "In Guatemala wird der Raub von Kindern durch eine Urkunde legalisiert"
   Guatemala ist weltweit das Land, in dem proportional zur Bevölkerung die meisten Kinder zur Adoption gegeben werden. Dieses Geschäft ist in den letzten Jahren gewachsen und verstösst gegen internationale und nationale Gesetze. Es hat seinen Ursprung im Horror des Krieges, es nährt sich von der Armut der Bevölkerung und von der Habgier. Es ist lukrativ und läuft über bestens organisierte Netzwerke. Der folgende Artikel von Juan Hernández Pico ist in der November-Ausgabe 2008 der Zeitschrift envío erschienen. Wir veröffentlichen Ausschnitte daraus.
   (...) Wir kommen nun zur Gewalt, die sich in vielen guatemaltekischen Adoptionsverfahren versteckt. Diese Gewalt hat eine entfernte Verwandtschaft mit dem Drogenhandel: Sie ist ein Riesengeschäft. Und sie bringt eine andere Ursache der Gewalt ans Tageslicht: Die habgierige Sucht nach leicht verdientem Geld, die sich illegaler Strukturen bedient und sich einen Deut um nationale und internationale Gesetzte sowie um die Würde des Menschen schert.
   Verschiedene Nicht-Regierungsorganisationen und eine Amtsstelle, das Präsidiale Sekretariat für soziales Wohlfahrt, haben Ende 2007 gemeinsam eine wichtige Studie mit dem Titel „Adoptionen in Guatemala – Schutz oder Markt?“ herausgegeben, aus der im Folgenden zitiert wird.