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Fijáte
 

Geschichte

Die Geschichte des Nachrichtendienstes Fijáte

Von ¡Fíjate! zu ¡Fijáte!

Die Anfänge des heute unter dem Namen ¡Fijáte! erscheinenden Nachrichtendienstes gehen auf den deutschen Informationsdienst der guatemaltekischen Nachrichtenagentur CERIGUA zurück. CERIGUA informierte anfänglich aus dem nicaraguanischen und später aus dem mexikanischen Exil und war Teil der politischen Strukturen der FAR.

Der ¡Fijáte! wurde während rund sechs Jahren von Leuten der deutschen Soli-Bewegung herausgegeben, die z.T. als Freiwillige anfangs der 90er Jahre bei der Nachrichtenagentur CERIGUA arbeiteten. Interne Meinungsverschiedenheiten im CERIGUA-Team in Mexiko über die Einschätzung der Regierung von Ramiro de Leon Carpio und die autoritäre Entscheidung der FAR-Führung, mit dem CERIGUA-Büro nach Guatemala zurückzukehren, führten 1993 zur Einstellung des deutschen Dienstes und zur Rückkehr der damaligen freiwilligen Mitarbeiterin nach Deutschland.

Dort gab es einige Menschen, die auch einmal über kürzere oder längere Zeit bei CERIGUA gearbeitet hatten, bzw. eng mit dem deutschen Dienst verbunden waren. Die AbonnentInnen des deutschen Informationsdienstes wurden angefragt, ob sie auch an einem in Deutschland erstellten Informationsdienst interessiert seien. Die Rückmeldungen waren schlicht überwältigend und es wurde konkret überlegt, wie auch ohne die Infrastruktur und den Diskussionszusammenhang mit den compañr@s ein deutscher Info- und Nachrichtendienst herausgegeben werden könnte.

Da sowohl CERIGUA wie auch andere alternative Presseagenturen ihre Infos über e-mail verschickten, war es möglich, schnell genug an Infos zu kommen. Das ursprüngliche Konzept wurde beibehalten und so erschien am 24. September 1994, also etwa ein Jahr nach Beendigung des deutschen Dienstes von CERIGUA, die erste Ausgabe von ¡Fijáte!

Als HerausgeberIn fungiert ein von Guate-Soli-Bewegten Menschen extra dafür gegründeter gemeinnütziger Verein, der wohl nicht anders heißen konnte als „Verein ¡Fijáte!"

Aufgrund der immensen Arbeitsbelastung der mehr als weniger ehrenamtlich tätigen einzigen Redakteurin wurde nach einigen Erscheinungsjahren des ¡Fijáte! von wöchentlich vier DIN A 4-Seiten auf zweiwöchentlich sechs Seiten Infos und Nachrichten umgestellt.

Inhaltlich veränderte sich die Publikation durch die Verlagerung der Herausgabe von Mexiko nach Deutschland insofern, als dass die inhaltliche Beratung der compañeros in Mexico bzw. Guatemala weg fiel und die Hauptartikel nicht mehr selber geschrieben wurden, sondern aus anderen Publikationen übernommen und übersetzt wurden. Entsprechend waren sie nicht mehr ganz so aktuell wie vorher.

1999 wurde die Erstellung des ¡Fijáte! in die Schweiz verlegt. Der neuen Redakteurin wurde neben Stapeln von Archivmaterial, einen Haufen gutgemeinter Tipps und Adressen von wichtigen Informations-quellen und Nachrichtenkanälen in Guatemala, unentbehrlichen Kontakten in Deutschland auch der Hinweis mit auf den Weg gegeben, dass die Betonung von ¡Fijáte! in Guatemala eigentlich auf der zweiten Silbe liege... und seither heißt dieser ¡Fijáte!.

Mit der Veränderung der Situation in Guatemala unterlag auch die Informationsbeschaffung einem Veränderungsprozess. Kamen früher Berichte über die politische Situation und Menschenrechtsverletzungen meist über klandestine Kanäle der Guerilla und Menschen, die im Exil leben und arbeiten mussten, wie z.B. das CERIGUA-Team, hat heute fast jede Organisation sowie die grösseren Tageszeitungen und einige Magazine ihren eigenen Internetauftritt. Die drei täglich informierenden ‚alternativen' Presseagenturen - CERIGUA, das Centro de Estudios de Guatemala (CEG) und Incidencia Democrática (IDEM) - wurden je von Personen gegründet und teilweise auch noch betrieben, die der einen oder anderen Gruppierung innerhalb der ehemaligen URNG-Guerilla nahe standen/stehen. Inhaltlich ist das aber heute nicht mehr spürbar.

Die von den genannten Agenturen verbreiteten Informationen bestehen meist aus einer Auswahl und Zusammenfassung von Meldungen der Tagespresse.

An Informationen aus und über Guatemala fehlt es also nicht. Schwieriger ist es jedoch, an Material zu gelangen, das geographisch und inhaltlich über die Mainstream-(hauptstädtisch und kongresslastig) Medienberichterstattung hinausgeht.

Dies wird auch immer mehr zu einem Problem des ¡Fijáte! Die Verarbeitung der täglich eintreffenden Informationsflut lässt wenig Zeit für tiefergehende Recherchen und Analysen. Von Zeit zu Zeit taucht deshalb die Frage auf, ob nicht die Redaktion des ¡Fijáte! wieder näher an den Ort des Geschehens und an die Basis, sprich nach Guatemala, verlegt werden sollte...

In den Jahren 2005 bis 2008 gelang dies, lebte doch eines der Redaktionsmitgliedern in dieser Zeit hauptsächlich in Guatemala, pflegte den Kontakt zu den verschiedensten sozialen Organisationen und Bewegungen und konnte auch gewisse Recherchen einfacher betreiben.
Seit Sommer 2009 besteht die aktuelle Redaktion aus drei Personen, die in Deutschland, manchmal Bulgarien und der Schweiz leben.

Die AbonnentInnen von ¡Fijáte! sind immer noch Leute aus der deutschsprachigen „traditionellen" Solibewegung, aus der ai- und Menschenrechtszene, aus NRO der breitgefächerten Entwicklungszusammenarbeit, es sind StudentInnen, die ein Praktikum in Guatemala machten, es sind journalistisch Tätige oder Kriegsdienstverweigerer, die ihren Zivildienst in Guatemala ableisten, sowie einige Weltläden und Menschen, die sich im kirchlichen Raum engagieren.

Finanziell hat sich die Herausgabe eines Informationsdienstes zu Guatemala nie selbst getragen, was den MacherInnen allerdings von Anfang an bewusst war. Trotzdem haben sie den ¡Fijáte! kreiert und er hat bis heute Bestand.
Die Abogebühren reichen nicht einmal aus, um die sogar mittels Subventionen niedrig gehaltenen Erstellungs-, Kopie- und Versandkosten und sonstigen laufenden Spesen zu decken.

Seit Beginn ist das Projekt also abhängig von der finanziellen und ideellen Unterstützung der Guatemala-Solibewegung und insbesondere einzelner Personen aus deren Umfeld: Ihnen an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön!