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¡Híjole...! Die monatliche Kolumne von Fernando Suazo: Historische Straffreiheit

Fijáte 429 vom 25. Februar 2009, Artikel 5, Seite 6

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¡Híjole...! Die monatliche Kolumne von Fernando Suazo: Historische Straffreiheit

Die Frage nach dem "Jemand" öffnet neue Szenarien, tiefere und beunruhigendere. Wer hat das Schweigen und die hermetisch geschützte Straflosigkeit für die Verbrechen des Krieges angeordnet? Wer hat alle Arten von VGMenschenrechtsverbrechenNF begangen und die Straflosigkeit oder Flucht der verantwortlichen Täter dieser Verbrechen ermöglicht?

Und mit etwas weiterem Fokus betrachtet: Wer hat systematisch das Schweigen und die Straflosigkeit über alle Angriffe gegen die indigenen Völker angeordnet, von der Unabhängigkeit über die Zeiten der Kaffeediktaturen bis zum heutigen Tag? Wer ordnet heute den Medien an, den Kampf der Gemeinden zu verschweigen, die ihr Land und ihr Heim verteidigen (zitiert aus der guatemaltekischen Nationalhymne), in VGSan MarcosNF, in San Juan VGSacatepéquezNF, in VGIzabalNF? Land, das ihr ökologisches und nationales Vermögen bildet? Gibt es jemanden, der sich traut, die PolitikerInnen und UnternehmerInnen zu bestrafen, die Gesetze erlassen, dank derer unsere Ressourcen in massiver Weise an transnationale Unternehmen verschenkt werden? Wem nützen diese Schachzüge - cui prodest, um es mit den lateinischen JuristInnen zu sagen?

Die letzte Version der strukturellen Straflosigkeit fand während des Krieges statt. Dazu äussert sich VGHelen MackNF in einem Interview in der Zeitung VGLa HoraNF (www.lahora.com.gt-100209), und sie macht es derart mutig und mit einer Klarheit, die uns die Finsternis erhellt, in der wir uns befinden und vor Angst zittern. Doña Helen nimmt kein Blatt vor den Mund aus ihrer Verletzbarkeit als Frau und aufrechter Guatemaltekin (die nie Funktionärin dieses Staates sein wollte).

Die aktuelle Straflosigkeit ist das Ergebnis der massiven Menschenrechtsverletzungen während des Krieges, welche bis heute ungestraft blieben, in dieser vermeintlichen Demokratie, die vom Militär gelenkt wird und in der das Justizsystem und der Kongress insofern die Rolle von Protagonisten spielen, als sie entweder die Schuldigen nicht zu Gericht ziehen oder sie freisprechen.

Doña Helen erinnert daran, dass sich die Regierung im "VGFriedensabkommenNF zur Situation der VGMenschenrechteNF" verpflichtet hat, die illegalen Körperschaften und VGklandestinen StrukturenNF aufzulösen und zu eliminieren, die Sicherheitskräfte zu "säubern" und zu professionalisieren und den Besitz und das Tragen von Schusswaffen zu regulieren. Zweifellos ist es in dieser Nachkriegszeit soweit gekommen, dass die illegalen Körperschaften und die klandestinen Strukturen die Miteigentümer dieses Staates geworden sind (im Verbund mit den historischen Besitzern, den Oligarchen).

Illegale Apparate und Körperschaften sind nichts anderes als jene VGTodesschwadronenNF und die Militäroffiziere, welche sie befehligten. Heute verbringen sie ihre Zeit mit Aktivitäten des VGorganisierten VerbrechensNF und unterwandern die Institutionen des Staates.

Und Doña Helen Mack schliesst mit den Worten: "Wir bräuchten einen Rechtsstaat, aber in Wirklichkeit verhandeln wir mit einem kriminellen Staat."

Die Straflosigkeit ist nicht bloss eine Nachricht in unseren Medien, sie ist das Ergebnis unserer Geschichte.


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