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"Die Untersuchungen sind mehr als ärmlich" Nineth Montenegro zum Millionenbetrug im EMP

Fijáte 334 vom 11. Mai 2005, Artikel 1, Seite 1

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"Die Untersuchungen sind mehr als ärmlich" Nineth Montenegro zum Millionenbetrug im EMP

N. M.: Das mache ich allein und erhalte dafür Erniedrigungskampagnen, Schwarzkampagnen, Drohungen... und das hat mir eine Menge Schaden zugefügt, unter dem ich leide. Bedauerlicherweise. Frage: Und erhalten Sie Unterstützung von Seiten der Partei in dieser Angelegenheit? N. M.: Ich hab derzeit fast keine Partei, aus den gleichen Gründen. Aber ich beschwere mich nicht. Irgendjemand musste diese Arbeit machen und ich hab es halt getan. Aber worüber ich mich doch beklage ist, dass die Staatsanwaltschaft nicht schnell gehandelt hat. Frage: Und das Engagement in diesem Fall von VGKaren FischerNF, der ehemaligen Staatsanwältin gegen Korruption? Arbeiten Sie zusammen? N. M.: Nein, nein. Es war gut, was sie gemacht hat, aber wir haben diesbezüglich nichts miteinander zu tun. Frage: Offensichtlich ist das meiste Geld des EMP in bar in der VGBank von GuatemalaNF, der BANGUAT abgehoben worden, und zwar mittels Schecks, von denen, wie gesagt wird, jedeR Bankangestellte feststellen kann, dass sie Anomalien aufweisen. Nichtsdestotrotz widersprechen sich die jeweiligen Berichte grundlegend, die von der Bank selbst und der Nationalen Bankenaufsichtsstelle (CGGN) geschrieben. Wie erklären Sie sich das? N. M.: Diese Frage habe ich denen auch gestellt. Ich werde versuchen, der Sache im Mai, wenn die Kongress-Ferien anfangen, auf den Grund zu gehen. Denn es kann nicht sein, dass zwei so wichtige Institutionen über völlig widersprüchliche Daten verfügen, was natürlich die Ermittlungen sehr schwächt. Frage: Die CGGN scheint über die Originalschecks zu verfügen und die Bank hat Kopien vorgelegt. Kann es sein, dass es auf diesem Wege zu den Ungereimtheiten kam? N. M.: Laut VGCGCNNF-Chef sind die Originale mittels Rechtsbescheid eingezogen worden. Aber genaue Erklärungen für die

das hat bislang nicht gut funktioniert. Frage: Es sind scheinbar sehr viele Institutionen in die Ermittlungen involviert. Beispielsweise hat die Staatsanwaltschaft gegen Korruption jetzt ein 10köpfiges Team für den Fall ernannt, die Steuerprüfungsstelle, die Bankenaufsicht, das VGInnenministeriumNF äussern sich zu der Angelegenheit. Sehen Sie irgendeine Effektivität in deren Engagement oder ist dieser scheinbare Aktionismus doch nur dafür da, eine Nebelwand aufzuziehen? N. M.: Meines Erachtens wird tatsächlich eine solche Nebelwand produziert, um gar nicht erst damit anzufangen, gründliche Ermittlungen durchzuführen. Aber niemand will sich darin verwickeln, die Mafias auszuheben. Frage: Und wie bewerten Sie die Positionierung der Medien in Hinblick auf diesen Fall? N. M.: Sie haben eine sehr grosse Unterstützung gewährt. Sie haben enthüllt, aufgedeckt und eine breite Unterstützung gegeben. Was nicht funktioniert, sind die autonomen Autoritäten. Ich werde im Mai die Staatsanwaltschaft und den spezifischen Richter kontaktieren, um zu sehen, was da los ist. Mal sehen, was sie mir erzählen. Frage: Im Moment sind Sie Abgeordnete der Allianz Neue Nation (ANN). Sie haben die internen Probleme in der Partei bereits erwähnt. Welche Pläne haben Sie? N. M.: Nun, die Situation für die Frauen ist so dramatisch. Die politische Frau in Guatemala hat nicht viele Möglichkeiten. Frage: Doch Sie selbst als Frau haben ja bereits viele Räume geöffnet! N. M.: Aber es gibt viele Leute, die diese schliessen wollen. Es gibt viele, die mich zunichte machen wollen, die mich zum Schweigen bringen wollen. In diesem Moment. Vor allem wegen dieser Ermittlungen habe ich viele Feinde, Zweifel. Es ist schwierig. Ich glaube, dass ich mit Zufriedenheit meine Arbeit getan habe in dieser dritten Legislaturperiode, die ich zu Ende bringen werde, ich habe es mit Begeisterung und Engagement getan, denn mir gefällt, was ich mache, aber ich glaube, dass sich zur Zeit die Räume für die Frauen mehr und mehr schliessen und das hinterlässt uns ohne jegliche Chance. Frage: Ich kann mir jedoch vorstellen, dass Sie so schnell nicht aufgeben!? N. M.: Ich weiss nicht. Es gibt einen Moment, in dem man auch ein bisschen an die eigene VGGesundheitNF denken muss, inklusive der emotionalen. Glauben Sie mir, die Arbeit, die ich gemacht habe, hat mir eine Menge Probleme verursacht. Deswegen denke ich tatsächlich darüber nach, was jetzt das Richtige ist. Frage: Also denken Sie nicht an eine neue Kandidatur? N. M.: Nein, im Gegenteil. Mehr als nie denke ich sogar eher daran, mich zurückzuziehen. Ich hatte, so glaube ich, drei wichtige Kampagnen mit viel Unterstützung der Bevölkerung, aber ich möchte, auch wenn ich noch nicht alt bin, gut aufhören. Ich weiss nicht, ob ich weiterhin so viel ,,Abnutzung" ertragen würde, die das alles mit sich gebracht hat. Ich weiss nicht, ich fühle mich nicht sehr motiviert, länger als bis Ende 2007 weiterzumachen, vornehmlich mit dem Wahlszenario, das sich ab dem nächsten Jahr abzeichnen wird. Genauso wenig hab ich den Eindruck, dass es viele Möglichkeiten für uns Frauen geben wird, obwohl gerade wir die Vorkämpferinnen gegen die VGStraflosigkeitNF gewesen sind und schon viele Tote gestellt haben. Es tut mir leid, dass ich so pessimistisch klinge, aber so sehe ich derzeit eben das Ambiente. Frage: Denken Sie denn bereits in Alternativen, die gar nichts mit der Politik zu tun haben? N. M.: Darüber hab ich tatsächlich schon nachgedacht. Neben meinem juristischen Diplom habe ich einen Masterstudiengang in Politikwissenschaften absolviert. Davon war ich begeistert. Mir scheint, ich kann das bisschen, das ich weiss, in anderen Kreisen weitergeben. Nicht notwendigerweise nur in der Parteipolitik. Die Politik in Guatemala ist sehr schwarz, sehr dreckig, sie ist sehr korrumpiert, es gibt keine politischen Parteien und wir haben keine Alternativen. Und wenn wir versuchen wollen, diese zu schaffen, bekommen wir schnell Schläge. Also... Es gibt viele andere Sachen, die man machen könnte, wo ich weiterhin unterstützen könnte, nicht allein in der Politik. Frage: Inwieweit fühlen Sie sich denn noch mit der VGGruppe gegenseitiger HilfeNF (GAM) verbunden, die Sie mitgegründet haben? N. M.: Immer. Ich bin innerlich verbunden mit der GAM, denn sie war mein Ursprung, dort sind die glaubwürdigsten

Menschen, die am stärksten von der Gewalt, der Repression Geschlagenen, die bescheidensten Menschen vom Land. Genau an so etwas denke ich, an die Möglichkeit, eine Stiftung zu gründen, um Jugendlichen und Frauen zu helfen, sich zu informieren und fortzubilden. Das ist mein Zukunftsprojekt, über das ich nachdenke. Mich von der Politik zu entfernen, aber doch neue Generationen zu unterstützen, damit diese wissen, was wir erlebt haben und was sie machen können. Frage: Und woher haben Sie bislang all ihre Energie gewonnen, um alleine zu kämpfen? N. M.: Durch meine Verpflichtung. Jedes Mal, wenn ich an den Wahlen teilgenommen habe, habe ich viel Unterstützung in der Bevölkerung gefunden, und jedes Mal mehr. Und das stärkt meine Verpflichtung. Jede Stimme, die ich erhalten habe, ist keine simple Stimme. Es ist einE Guatemalteke/In, der/ die eine Hoffnung, Vertrauen hat und daran glaubt, dass man etwas machen kann. Und dieser Person gegenüber muss man seine Verpflichtung einhalten. Aber meine Wahl- oder Parteiverpflichtung reicht bis zum Jahr 2007. Ab dann kann ich andere Sachen machen, die darauf abzielen, die Jugendlichen, die Frauen und die Nicht-Jugendlichen zu unterstützen, in Information und Fortbildung, und in erster Linie Indígenas. Dabei viel Erfolg und vielen Dank für das Gespräch!


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