guatemala.de > Guatemalagruppe Nürnberg e. V. > Fijate
Fijáte
 

Die gegenwärtige Situation der sozialen Sicherung

Fijáte 197 vom 3. November 1999, Artikel 1, Seite 1

PDF Original-PDF 197 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 - 11 --- Nächstes Fijáte

Die gegenwärtige Situation der sozialen Sicherung

Die Forderung nach einer Qualitätsverbesserung ist nicht aus der Luft gegriffen. In der guatemaltekischen Südküstenregion VGEscuintlaNF sind die Gesundheitsleistungen auf 47 Prozent der Erwerbsbevölkerung ausgeweitet worden. Insbesondere sind Teams für die Basisebene der Gemeindedegesundheit (Erste Hilfe, PromotorInnen, Hebammen) und darauf aufbauend weitere Versorgungsniveaus des Gesundheitsbereichs gebildet worden. Nicht nur, dass die Basisversorgung sich verbessert hat, sondern es gab sogar eine bessere Kostensituation: Aufgrund der Verbesserung und Qualifizierung der Basisversorgung sind die Kosten pro Patient gesenkt worden und ebenso die am häufigsten auftretenden Sterblichkeitsursachen (Durchfallerkrankungen, Krankheiten der Atemwege, die Cholera sowie die Mutter-Kind-Sterblichkeit).

Gemeinde- und Basisversorgung

Besondere Erwähnung in der Beispielregion Escuintla verdienen die lokalen Gesundheitssysteme (Sistema Integral de Asistencia de Salud, SIAS). Die SIAS sind an der Südküste aus unterschiedlichen Gründen erfolgreich gewesen:

(i) sie funktionieren nicht autonom, sondern sind einer Supervision und Fortbildung des Gesundheitsamtes unterstellt und

(ii) sie sind eingebettet in ein hierarchisches Gesundheitssystem des IGSS und des MSPAS, so dass die gravierenderen Fälle an die nächsthöhere Versorgungsinstanz (z.B. ins Krankenhaus) überwiesen werden.

Escuintla ist ein positives Beispiel, das zeigt, dass mit bestehenden Mitteln eine spürbare Verbesserung der Gesundheitsversorgung bei Ausweitung des Kreises sowohl der Versicherten als auch der NutzniesserInnen der gesundheitlichen Dienstleistungen erreicht werden kann.

Dieses Modell zeigt, dass es möglich ist, Teile des informellen Sektors mit in die soziale Sicherung aufzunehmen, allerdings nicht mit einem Beitrag von 17 Prozent der Löhne, sondern beginnend mit einem bescheidenen Beitrag von 2,5 Prozent, wie dies ein Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung in Guatemala durchrechnet. Escuintla demonstriert das vorhandene Veränderungspotential im Gesundheitswesen, insbesondere, wenn die Basisgesundheitsdienstleistungen, die beim IGSS in Escuintla nur 10 Prozent aller Kosten des regionalen Haushalts ausmachen, in ein System verschiedener Ebenen der Versorgung eingebettet sind.

Die zwei Pole

Escuintla hat eine wesentlich dichtere soziale und wirschaftliche Infrastruktur als der Petén. Somit hat sich Maria Paz mit anderen Problemen herumzuschlagen.

Die Diskussion um die Reform der sozialen Sicherung ist gegenwärtig auf die künftige rechtliche Natur des IGSS verengt. Es wäre von Vorteil, wenn eine Ausweitung der Sozialversicherung auch auf niedrige Einkommensschichten zustande käme, so wie es in Escuintla geschehen ist. Dies würde gesellschaftlich auch den Solidaritätsgedanken stärken. Dies ist nur ein Ansatzpunkt. Der andere Angelpunkt ist, die lokalen Basisgesundheitssysteme SIAS auszudehnen, sie mit Personal, Finanzen und Medikamenten auszustatten und einer leistungsfähigen Supervision zu unterstellen. Zunehmend häufig funktionieren die SIAS in Zusammenarbeit mit Nichtregierungsorganisationen. Auch durch die SIAS wird das Bewusstsein für Vorsorge, soziale Sicherung und Solidarität gestärkt. Vielleicht kann es sogar in einer fernen Zukunft ein Zusammenwachsen von IGSS und SIAS geben.


PDF Original-PDF 197 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 - 11 --- Nächstes Fijáte