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Lesen, der Schlüssel zur Bildung

Fijáte 338 vom 6. Juli 2005, Artikel 2, Seite 1

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Lesen, der Schlüssel zur Bildung

mit SchülerInnen in Abschlussklassen von Berufsschulen gemacht wurde, zeigte auf, dass immer mehr Studierende, die einen mittleren Bildungsgrad abschliessen, funktionale AnalfabetInnen sind. Sie verlassen die Aulen als stolze BesitzerInnen von Diplomen ohne Bedeutung, da sie nicht in der Lage sind, technische Gebrauchsanweisungen, literarische Essays oder historische Dokumente zu lesen und zu verstehen und keine mehrschrittigen mathematischen Aufgaben lösen können. Wir befinden uns hier in einem Teufelskreis, der sich wiederholt und das ganze Land betrifft, speziell die GuatemaltekInnen, die in (extremer) Armut leben. Die fehlende Lesegewohnheit ist ein Faktor, der die Bildungsqualität beeinflusst. Es können noch so viele Lehrpläne perfektioniert, Textbücher geschrieben, wunderbare Schulhäuser gebaut, neue Methoden entwickelt werden, doch so lange wir Lehrpersonal haben, das selber nicht liest, wird sich unsere Bildung real nicht verbessern. Aber es ist ebenso schwierig, Kontroll- oder Evaluationspolitiken zu entwickeln, um die Lehrtätigkeit zu überprüfen mit dem Ziel, die Bildungsqualität zu verbessern, da sich gewisse LehrerInnengewerkschaften auf ihre im Gesetz festgeschriebenen "Organisationsprinzipien" beziehen, die "zum Schutz" der LehrerInnen geschaffen wurden. Dabei vergessen sie das Recht der SchülerInnen auf eine gute Bildung. Diese könnte beginnen wenn diejenigen, die sich als Lehrpersonal ausbilden, eine professionellere Ausbildung hätten, die eine ständige Begleitung und Supervision beinhaltet, wenn sie selber zu lesen beginnen würden und ­ selbstverständlich ­ wenn sie angemessen entlöhnt werden. Die Lehrtätigkeit ist eine zentrale Komponente der Bildungstätigkeit. Ein Bildungssystem, dem es an professioneller und institutionalisierter Organisation fehlt, in deren Rahmen die Ausbildung zur Lehrtätigkeit stattfindet, ist garantiert nicht in der Lage, die gewünschten Erfolge im Lernverhalten der

SchülerInnen zu erzielen. Um die Bildungsqualität in Guatemala zu verbessern, braucht es eine integrale Bildungsreform und die Zuteilung der entsprechenden Gelder, um die entsprechenden Programme und Projekte umzusetzen. Es braucht aber auch ein Umdenken der seit Jahren VGgewerkschaftlichNF organisierten LehrerInnen, ebenso wie es eines Umdenkens der sich in Ausbildung befindenden zukünftigen LehrerInnen bedarf, weil sich sonst der oben erwähnte Teufelskreis der Ignoranz und der unzulänglichen Bildung täglich wiederholt und eine Entwicklung für Guatemala verunmöglicht. Eine Bildung, die keine kritische Masse hervorbringt und die Kreativität und die Phantasie nicht fördert, ist eine Bildung, die den Status quo reproduziert. Leider wird im aktuellen nationalen Bildungssystem die arme Bevölkerung am wenigsten berücksichtigt und muss wohl am längsten auf eine qualitativ gute Bildung warten, die ihr helfen würde, die Probleme dieser Zeit zu bewältigen.


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