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Düstere Aussichten für die Wirtschaft

Fijáte 247 vom 31. Okt. 2001, Artikel 1, Seite 1

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Düstere Aussichten für die Wirtschaft

Auch die VGTourismusbrancheNF hat seit dem 11. September und durch den Beginn des Krieges gegen Afghanistan eine Einbusse von rund 60% erlitten. Die allgemeine Unsicherheit hat zur Folge, dass auch TouristInnen aus Europa ausbleiben, da sie den Umweg über die Vereinigten Staaten scheuen. Ebenso ist die Nachfrage nach in den VGMaquilaNF produzierten Textilien zurückgegangen. Tatsache ist, dass die guatemaltekische Industrie nicht über die Reserven verfügt, eine Wirtschaftskrise aufzufangen, bzw. abzudämpfen. Vom UnternehmerInnenverband VGCACIFNF wurde denn auch sofort ein Steuererlass für Unternehmen und die Reduktion der öffentlichen Ausgaben gefordert. Für die nächsten Monate wird die Entlassung von mehreren tausend ArbeiterInnen erwartet sowie die Schliessung vieler Unternehmen.

Zu dieser Situation kommt die diesjährige, ausgeprägte Trockenzeit und der Verlust vieler Ernten hinzu, was zu einer Lebensmittelknappheit und zu VGHungerNF führt. Auch die 'remesas', die Geldsendungen von in den Vereinigten Staaten lebenden GuatemaltekInnen sind zurückgegangen. Viele LateinamerikanerInnen haben nach den Anschlägen vom 11. September ihre Arbeit verloren.

Doch Achtung: Als ein sogenanntes Drittweltland ist Guatemala zwar anfällig für die wirtschaftlich negativen Auswirkungen, die durch die VGGlobalisierungNF entstehen. Zweifellos ist die guatemaltekische Wirtschaft abhängig vom Weltmarkt, vom Tourismus und von internationalen Finanzinstituten. Es wäre aber zu einfach, die aktuelle Situation einzig als eine Konsequenz der weltweiten Krise zu bezeichnen und somit in das momentan beliebte Schema zu verfallen, die Bösen bzw. Schuldigen anderswo zu suchen.

Im Fall von Guatemala sind die Ursachen der ökonomischen Krise auch im Fehlen einer Wirtschaftpolitik mit längerfristiger Perspektive zu suchen, im Mangel an Transparenz bei den öffentlichen Finanzen, in der VGKorruptionNF und im Fehlen eines funktionierenden Justizsystem sowie eines Rechtsstaates.

Zu dieser Einsicht scheint auch die aus den Geberländer zusammengesetzte Konsultivgruppe gekommen zu sein, deren auf den 27. November angesetztes Treffen nun bereits zum dritten Mal verschoben wird. Als Grund dafür werden neben der internationale Krise die nicht erfüllten Voraussetzungen durch die guatemaltekische Regierung genannt. Zu diesen Bedingungen gehört die schrittweise Umsetzung der VGFriedensabkommenNF, u.a. eine Steuerreform und die Bekämpfung der Korruption.

Das erneute Verschieben des Treffens kann für die guatemaltekische Regierung fatale Folgen haben, rechnet sie doch für ihr Haushaltsbudget 2002 fest mit Geldern der internationalen Gemeinschaft. Für die Zivilgesellschaft jedoch könnte es eine Chance sein, die 'gewonnene' Zeit zu nutzen, um ihre Position zu stärken und gemeinsame Forderungen gegenüber der Regierung und der Konsultivgruppe zu formulieren (siehe ¡Fijáte! 244).


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