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Aufgewühlte Wasser nach dem Sturm

Fijáte 348 vom 23. Nov. 2005, Artikel 6, Seite 4

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Aufgewühlte Wasser nach dem Sturm

Um die allgemeine Krise herunterzuspielen, schwärmt die Regierung von einer dank VGFreihandelsabkommenNF bevorstehenden Erhöhung des Exports und einer Zunahme des VGTourismusNF. Doch in den Provinzen wird vielen Menschen nichts als die VGMigrationNF übrig bleiben, um etwas zum Lebensunterhalt ihrer Familien beizutragen. Fachleute haben die Wirtschaftswachstumsrate für das kommende Jahr nach unten angepasst: von 3,3% auf 2,7%.

Das Schlimmste steht aber erst bevor. Das Welternährungsprogramm prognostiziert ,,eine ernsthafte Hungerkrise für die Weihnachtszeit", von der rund 285'000 Personen betroffen sein könnten. Es handelt sich dabei vorwiegend um Indígenas aus dem westlichen Hochland, die eh schon unter chronischer Mangel- oder VGUnterernährungNF leiden und deren Subsistenz-Landwirtschaft durch den Hurrikan zerstört wurde. Um die Nahrungssicherheit zu garantieren, braucht es laut Fachleuten rund 14 Mio. US-$.

Präsident Berger hat den Notstand genutzt, um administrative Erleichterungen für die öffentlichen Ausgaben in Sachen Nothilfe durchzusetzen. Per Regierungsdekret hat er vorsorglich das, vom Kongress noch nicht definitiv beschlossene, Wettbewerbgesetz ausser Kraft gesetzt, so dass Aufträge ohne eine öffentliche Ausschreibung vergeben werden können. Noch sind die Auswirkungen dieser Massnahme nicht ganz klar, dafür wurden verschiedentlich Zweifel über deren Legalität geäussert.

Ganz ähnlich sieht es beim Wiederaufbau aus. Noch bevor konkrete Projekte oder Programme für den Wiederaufbau vorliegen, präsentierte der Präsident dem Kongress eine Gesetzesinitiative, gemäss der Wiederaufbauprojekte bis zu 2,5 Milliarden Quetzales nicht öffentlich ausgeschrieben werden müssen. Die speziell für den Wiederaufbau geschaffenen Fonds sollen vom Finanzministerium ­ soweit logisch ­ und dem Sekretariat für soziale Werke der Präsidentengattin (VGSOSEPNF), eine Instanz die eigentlich keine exekutive Kompetenz hat, verwaltet werden.

Die Regierung sieht derzeit vor, 193 ,,Häuser", gemäss der Anzahl der bedürftigen Familien, zu bauen. Die Konstruktionsweise ist simpel: drei mal drei Meter, die Wände aus VGZuckersackstoffNF mit Nägeln an einen hölzernen Unterbau befestigt, der ein Wellblechdach trägt. In jedem dieser Häuser soll es zwei Betten geben, die von bis zu 12 Familienmitgliedern geteilt werden. Jeder Gruppe von ca. 30 Häusern stehen eine Küche, eine Waschstelle, eine Wasserquelle und eine Kollektivtoilette zur Verfügung. In diesen Unterkünften sollen die Betroffenen etwa ein Jahr lang leben, sollten sie bis dahin keinen ,,würdigen" Platz für ein neues Zuhause gefunden haben, sollten sie in diesen Konstruktionen weiterleben. Für die nächsten Monate werden derweil Kälte und Wind erwartet und die nächste Regenzeit kommt im Mai.


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