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Fiskalpaket in der Schusslinie

Fijáte 310 vom 19. Mai 2004, Artikel 7, Seite 4

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Fiskalpaket in der Schusslinie

Doch der Regierungsvorschlag weicht davon völlig ab." Hinsichtlich der Ertragssteuer der Unternehmen (ISR), einer von zwei, offensichtlich von der Regierung priorisierten Aspekte, meinte Paiz, dass dies der Hauptpunkt wäre, der die 60 Tausend, dem CACIF angehörenden Unternehmen beunruhige. Diese bereiten sich laut Paiz bereits auf eine Konfrontation vor. VGWilson RomeroNF, Ökonom und Berater der Legislative der Nationalen Revolutionären Einheit Guatemalas (VGURNGNF) stellt folgendes klar: ,,Das Problem, das wir sehen, besteht darin, dass erneut anstelle einer wirklichen Reform auf kurzfristige Massnahmen zurückgegriffen wird, die die Regierung realisieren will, da ihr wegen des hohen Haushaltsdefizits die Hände gebunden sind. Doch gleichzeitig können diese Massnahmen aufgrund der Schwäche der VGSteuerbehördeNF (SAT) nur schwerlich umgesetzt werden. Die besten Intentionen bringen nichts, wenn die Instrumente zur Implementierung nichts taugen." Ausserdem, so Romero, bedeute die Erweiterung der Steuerbasis in einer so ungerechten Gesellschaft wie der guatemaltekischen mit soviel VGArmutNF und soviel Besitzkonzentration, dass die eh schon benachteiligten Schichten zusätzlich bestraft würden. Die URNG habe nie an dem Konsultationsprozess des Fiskalpakts teilnehmen wollen, wusste sie doch, dass die Regierung allein einen Bildschirm aufstellte, um vorzugeben, dass die Endfassung auf demokratische Weise diskutiert würde, während realiter die wesentlichen Verhandlungen hinter dem Vorhang geführt wurden. ,,Sie machten Druck, sprachen vom Staatskollaps, doch es war der gleiche Druck wie immer. Und aufgrund des Zeitdrucks werden Entscheidungen getroffen, die nicht abgestimmt sind", so Romero. Gegenüber Inforpress kritisierte COS-Vertreter Barreda vor allem den Bestandteil des Fiskalpakts, der die Privatpersonen mittels der Einkommenssteuer (ISR) betrifft: Sollten die Massnahmen in der vorliegenden Form gebilligt werden, heisst das, dass diejenigen mit einem Jahreseinkommen unter 18´000 Quetzales (ca. US-$ 2´250) 1 % davon versteuern müssen, diejenigen, die zwischen Q 18´000 und Q 36´000 verdienen, 5 % und die, die darüber liegen 8 %. Somit müssten rund 1 Mio. Personen, die bislang von der Steuer ausgenommen waren und eh schon weniger als genug für ihren täglichen Bedarf haben, einen Teil von diesem noch an den Fiskus abtreten. Ein wesentlicher Aspekt, der von dem COS durchweg abgelehnt wird, ist der Wegfall der Ausnahme der Besteuerung von Lohnzusatzleistungen, wie Weihnachtsgeld, dem sog. Bono 14NF und Urlaub. ,,Das widerspricht dem Prinzip des Fortschritts völlig", so Barreda. Als ,,arglistige Steigerung der Mehrwertsteuer" wird ferner von Seiten der sozialen Organisationen die Einführung der Mehrwertsteuer für die ZwischenhändlerInnen bewertet, die im Endeffekt auf den Endkonsumenten zurückfallen wird, so dass sich diese bürgerliche Staatsabgabe von 12 % auf 15 % erhöhen wird. Schliesslich generieren auch die Schulden, die die Unternehmen beim Staat haben, Unwohlsein. Bislang weigerte sich die Finanzministerin Maria Antonieta Bonilla, die genaue Höhe dieser Rückstände aufzudecken. Unabhängig davon ist jedoch bereits von einer eventuellen Fiskalamnestie die Rede. COS-Repräsentant Barreda schätzt, dass sich die Unternehmensverschuldung auf Q 8 Mrd. beläuft. Einer der grössten StaatsschuldnerInnen sei die Familie Bosch GutiérrezNF, Besitzerin des Konsortiums Multinversiones und Financier der Grossen Nationalen Allianz in den vergangenen Wahlen.


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