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Nach 13 Jahren: Guatemala vor Gericht

Fijáte 279 vom 26. Feb. 2003, Artikel 6, Seite 6

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Nach 13 Jahren: Guatemala vor Gericht

Zu den Forderungen der Anklage gehören neben der Verurteilung des Staates eine Reihe von Entschädigungen, die dieser zu leisten habe: das Vorantreiben von Reformen des Rechtsverwaltungssystems, die Transformation der Sicherheits- und Intelligenzapparate des Staates, die Auflösung des EMP, die Schaffung eines Stipendienfonds für Postgraduiertenstudien in Rechts-, Sozial- und Anthropologischen Wissenschaften, eine ökonomische Kompensation für die Familie des Opfers u.a.m..

Dass sich Staatsvertreter von einem initiierten Prozess vor dem CIDH zurückziehen, fand zum ersten Mal in der Geschichte dieses Tribunals statt. Von Seiten der Mack-Stiftung wurde die Entscheidung der Staatsvertreter als Versuch interpretiert, alles das in den vorherigen guatemaltekischen Anhörungen Erreichte zu negieren, in denen dem Staat bereits seine Verantwortung im Fall Mack zugesprochen worden war. Laut Myrnas Schwester Helen machte das Verhalten der guatemaltekischen Vertreter einen orientierungslosen, konfusen und inkohärenten Eindruck: auf der einen Seite akzeptierten sie eine gewisse Verantwortung, weigerten sich jedoch gleichzeitig, die Beweise, die die Anklagen gegen den Staat stützten, anzuhören. Damit zeigte die Regierung deutlich, dass sie weder die Wahrheit dieses Mordes hören, noch die in Guatemala existierende Rechtsverweigerung anerkennen will, so Mack.

Mit dem Akzeptieren der "partiellen Verantwortung" glaubt die Regierung laut Pressemitteilung des Aussenministeriums, ihre Aufgabe erfüllt zu haben und bedauert, dass "die wirkliche Dimension des guten Willens des Staates hinsichtlich der Anerkennung von VGMenschenrechtsverletzungenNF durch seine Agenten nicht geschätzt würde".

Der jetzige Aussenminister Gutiérrez, der eine fundamentale Rolle im Prozess zur Aufklärung des Todes von Myrna Mack spielte, befindet sich nun in der gegnerischen Position. Er war Mitbegründer der Mack-Stiftung, Schlüsselzeuge im Prozess um den Mord und privater Freund des Opfers. Gutiérrez kennt den Hintergrund der Ermittlungen nur zu genau, schliesslich arbeitete er sieben Jahre für die Stiftung und führte zudem eine Analyse der Staatsstrukturen und der Gründe für den Mord an der Anthropologin durch.


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