guatemala.de > Guatemalagruppe Nürnberg e. V. > Fijate
Fijáte
 

Die verlorene Rache

Fijáte 227 vom 24. Jan. 2001, Artikel 1, Seite 1

PDF Original-PDF 227 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 --- Nächstes Fijáte

Die verlorene Rache

Zu sehen sind allerdings kein VGAtitlán-SeeNF und kein Urwald von TikalNF: Die verstopften Verkehrsachsen der Hauptstadt, eine verlassene Tankstelle am Rande der Agglomeration, das Provinznest Salcajá - das sind die schäbigen Schauplätze der schäbigen Tat. Der grossartige Ausblick auf die Antigua umrundenden Vulkane ist gerade mal zum Pinkeln gut.

Wie die Konstruktion des Thrillers es verlangt, müssen sich die Wege der Beteiligten wieder kreuzen - und sei es in der Ferne - damit die Täter von Ihrer Vergangenheit wieder eingeholt werden, das Opfer aber diese endlich hinter sich lassen kann. Es ist kaum möglich, hier nicht auch einen Fingerzeig auf die Forderung nach Aufklärung der Verbrechen während des Bürgerkrieges zu erblicken.

Der Roman wurde vor der Einsetzung der beiden Wahrheitskommissionen und vor der Ermordung Erzbischof Gerardis geschrieben. Aber Aufklärung und auch VGStraflosigkeitNF waren ja längst heisse Themen, als das VGFriedensabkommenNF vom Dezember 1996 noch verhandelt wurde.

Der Weg, den der durch das Verbrechen gezeichnete Juan Luis Luna nach der Konfrontation mit der "Wahrheit" (Die Person mit dem bezeichnenden Decknamen Hasenohr beschönigt immer noch), aus dem Dilemma «Rache oder Vergebung» findet, ist durchaus menschlich. Er dürfte überdies einem besser Gestellten leichter fallen, als einer Mehrheit der GuatemaltekInnen, aber es ist gewiss auch kein versöhnlicher: Abgrundtiefe Verachtung.

pida

Rodrigo Rey Rosa: 'Die verlorene Rache'; aus dem VGSpanischenNF von Erich Hackl, Rotpunktverlag, Zürich 2000, 126 Seiten

Original: 'El cojo bueno', Santillana, Madrid, 1996


PDF Original-PDF 227 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 --- Nächstes Fijáte