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Ignoranten unter sich

Fijáte 217 vom 30. Aug. 2000, Artikel 1, Seite 1

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Ignoranten unter sich

Wolfensohn sagt weiter: "... und wir sagen, dass dort 32 Jahre Bürgerkrieg war und Zehntausende umgebracht wurden, und dass dies wahrscheinlich nichts mit dem Projekt zu tun hat..."

Erstens beunruhigt es, wie der Präsident der Weltbank so beiläufig zugibt, dass die Weltbank wusste, dass sie mit einem Militärregime verhandelte, in einem Land, wo Zehntausende umgebracht wurden.

Ausserdem bestätigt die US-VGWahrheitskommissionNF, dass die Opfer der Massaker hauptsächlich Mayas waren und die Zahl der Toten über 200'000 liegt. Diese wurden mehrheitlich zwischen 1978 und 1983 ermordet - in den Jahren des Chixoy-Dammbaus.

Noch wichtiger ist aber, dass Wolfensohn's Aussage einen zentral wichtigen Punkt des Diskurses nennt. Die Weltbank versucht nämlich, damit zu argumentieren, dass ihre massive finanzielle Unterstützung nichts mit der Repression rund um das Chixoy-Dammbau-Projekt zu tun hatte. Ohne hier in die Details zu gehen, lohnt es sich, die Weltbank an die Untersuchungen der guatemaltekischen Wahrheitskommission (CEH) zu erinnern. Diese zeigt eine konkrete Verbindung auf zwischen den Repressionen gegen diejenigen, die sich der Umsiedelung entgegenstellten und dem Bau des Staudammes. Ein guatemaltekischer Beamter sagte in den Untersuchungen der CEH aus: "Um die Leute wegzukriegen, mussten wir sie entweder dazu überreden oder zwingen. Verhandeln mit denjenigen, die wollten, und diejenigen zwingen, die nicht wollten." Die Wahrheitskommission zieht den Schluss, dass der friedliche Widerstand der Bevölkerung mit Gewalt und Repression zerschlagen wurde.

Weiter sagt Wolfensohn: "...und dann waren sie einverstanden und wir haben das ganze Ding gelöst. Und jetzt kommt ein anderer Chixoy-Indianer, der sagt "Gut, wir schätzen, was ihr gemacht habt, aber jetzt wollen wir Wiedergutmachung und Schadenersatz ..."

Mit dieser Aussage behauptet Wolfensohn also, es werde Manipulation betrieben, indem verschiedene Repräsentanten der Region zu verschiedenen Zeiten auftreten. Das ist nicht der Fall.

Zudem behauptet er, dass die Weltbank das ganze Problem gelöst hat. Die Rights Action weist diese Behauptung zurück. Die Weltbank hat zwar auf Grund der Publikation von Witness for Peace aus dem Jahre 1996 einige wenige Schritte unternommen, um die schrecklichen Bedingungen zu verbessern, unter denen die Überlebenden der Massaker von Río Negro leben.

Dennoch muss festgehalten werden, dass die Opfer bis heute unter weit schlechteren Bedingungen leben als vor ihrer Vertreibung. Es ist nur logisch, dass die überlebenden Gemeindemitglieder volle und gerechte Wiedergutmachung fordern. Wäre Wolfensohn selbst ein Überlebender der Massaker und zur Umsiedlung gezwungen worden, würde er bestimmt anders reden.

Im weiteren sagt Wolfensohn, "...und diese indigenen Leute, ich denke nicht dass sie keine Probleme hatten, aber sie sind auch clever. Also die kommen und denken, "das ist ein recht guter Weg, um ein bisschen Geld zu machen".

Diese extreme Aussage spricht für sich selbst. Wir können Wolfensohn und andere Vertreter der Weltbank nur einladen, nach VGRabinalNF zu kommen und mit den Überlebenden von Río Negro zu sprechen.

Rights Action lädt die Vertreter der Weltbank dazu ein, ihre Herzen zu öffnen und die Geschichte der Massaker anzuhören, die Geschichte der Folter, der Flucht und des Überlebens. Dann könnten sie selbst entscheiden, ob die Überlebenden einfach daran interessiert sind "ein bisschen Geld zu machen".


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