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Die USA und die Dollarisierung Lateinamerikas

Fijáte 216 vom 16. Aug. 2000, Artikel 1, Seite 1

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Die USA und die Dollarisierung Lateinamerikas

Falls dieses Gesetz angenommen wird, ist die Rechnung Senator Mack's sehr einfach und geht auf: Die Länder werden zwar nicht gezwungen, die Dollarisierung durchzuführen, machen sie es jedoch, müssen sie eine Reihe von Bedingungen erfüllen, die mehr sind als die einfache Öffnung des Banksystems gegenüber den internationalen Banken. JedeR ÖkonomIn weiss, dass eine solche Öffnung den Verlust der Kontrolle eines Staates über seine Finanzpolitik bedeutet.

Auch die Steuerpolitik ist dann völlig an die von den Vereinigten Staaten verlangte Steuerdisziplin gebunden. Das heisst, die Länder verlieren die Möglichkeit, in einer wirtschaftlich prekären Situation entsprechende steuertechnische Massnahmen zu ergreifen.

Wie sollen Staaten z.B. ihr Sozialsystem verbessern oder die Arbeitslosigkeit verringern, wenn sie keine eigene Währung haben und von der Finanzpolitik der Vereinigten Staaten abhängig sind? Die Antwort ist einfach: fast unmöglich. Auch mit der von den Neoliberalen propagierten "freien Marktwirtschaft" ist dann nichts mehr zu machen.

Und zu guter letzt, um keine Zweifel mehr offen zu lassen: Die Vereinigten Staaten sind nicht bereit, die sich im Dollarisierungsprozess befindenden Länder bei ihrer Finanzpolitik zu unterstützen. Sie verpflichten sich nicht als Darlehensgeber, die Regierungen ihrerseits müssen sich jedoch dazu verpflichten, ausschliesslich in Dollars zu handeln (was soviel heisst, wie fast ausschliesslich mit den Vereinigten Staaten Geschäfte zu machen).

Der skandalöse Höhepunkt des Gesetzesentwurfs ist die Macht, die der Finanzminister der Vereinigten Staaten erhält, indem er das Absolutrecht hat, darüber zu entscheiden, ob ein Land zur (durch die USA unterstützten) Dollarisierung zugelassen wird, und je nach Gutdünken einem Land dieses Recht auch wieder entziehen kann.

Eine genaue Analyse des Vorschlages von Senator Mack zeigt, dass lateinamerikanische Regierungen, die diese 'intellektuelle Missgeburt' akzeptieren, zu einer Provinzregierung zweiter Klasse werden. Die Entscheidungsfreiheit des Staates in diesen Ökonomien ist nicht nur eingeschränkt, sie verschwindet gänzlich, und die Staaten werden zu dem, was sie meinten, vor vielen Jahren hinter sich gelassen zu haben: zu Kolonien.

Dies ist denn auch die wahre Absicht dieses Gesetzesentwurfs: Die finanzielle Kolonialisierung Lateinamerikas und daraus folgend, die gänzliche Vereinnahmung der Region durch die Vereinigten Staaten.

In wenigen Worten: Alle Ideale von Intergration und Unabhängigkeit Lateinamerikas, wie sie von Simón Bolívar und José Martí formuliert wurden, sind zerstört und das Wort 'Souveränität' verschwindet aus den Wörterbüchern dieser Länder.

Selbstverständlich muss dieser Vorschlag zuerst im nordamerikanischen Parlament diskutiert werden und es wird noch eine Weile dauern, bis der Entscheid darüber fällt, ob er angenommen wird oder nicht. Bisher haben sowohl die nordamerikanische VGNationalbankNF wie auch der Finanzminister der Vereinigten Staaten ihre Befürchtungen bezüglich der Einführung dieses Gesetzes geäussert.

Es ist schwierig, sich vorzustellen, dass über eine Dollarisierung diskutiert wird und sogar Schritte in diese Richtung unternommen werden, wie es in VGEcuadorNF der Fall ist, ohne dass sich die Vereinigten Staaten explizit für oder gegen ein solches Vorhaben ausgesprochen haben.


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