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Eskalation des Transportproblems in der Hauptstadt: Chronologie der Ereignisse

Fijáte 210 vom 10. Mai 2000, Artikel 3, Seite 3

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Eskalation des Transportproblems in der Hauptstadt: Chronologie der Ereignisse

Am Donnerstag, dem vierten Protesttag, beschädigten Gruppen infiltrierter 'Maras' (Banden) während Stunden die Geschäfte und private Fahrzeuge im Stadtzentrum. Die Polizei, obwohl sie Unmengen von Tränengas versprühte, konnte die Situation nicht unter Kontrolle bringen. Vor dem Bürgermeisteramt solidarisierten sich rund 4000 Personen mit den sich immer noch im Hungerstreik befindenden StudentInnen und forderten den Rücktritt des Bürgermeisters. Auch die MarasNF mischten sich unter die Menge und provozierten die Polizei, mit dem Ziel, dass diese die Hungerstreikenden verhafte. Dies konnte verhindert werden dank der Vermittlung des staatlichen Menschenrechtsbüros, welches alles daran setzte, dass zwischen 'friedlichen' und 'randalierenden' DemonstrantInnen differenziert wurde.

Die gewalttätige Eskalation konnte jedoch nicht verhindert werden. Laut der Tageszeitung VGPrensa LibreNF kamen bei den Unruhen insgesamt fünf Personen ums Leben, darunter ein Fotograph dieser Zeitung. Weiter gab es neunzehn Verletzte, 105 Verhaftungen und unberechenbare ökonomische Schäden.

Der Pressefotograph Roberto Martínez Castañeda war dabei, Fotos randalierender Maras zu machen, als er von einem Privatpolizisten erschossen wurde. Die Polizei verhaftete den Schützen sowie einen anderen Privatpolizisten.

Gegen Abend kündigte die Vereinigung der städtischen Busunternehmen (AEAU) eine Verbilligung der VGFahrpreiseNF um 25 Centavos an (von 1.50 Quetzales auf 1.25 Quetzales, während der frühere Preis 1.10 Quetzales betrug). Diese Verringerung sei provisorisch für 30 Tage gültig, während derer das Transportproblem gelöst werde sollte. Diese Ankündigung steigerte die Wut der demonstrierenden Bevölkerung.

Am Abend forderte Präsident Portillo über VGRadioNF und VGFernsehenNF die Transportunternehmen dazu auf, wieder die vor der Preiserhöhung gültigen Preise zu verlangen und somit dazu beizutragen, dass sich die Situation 'normalisiere'. Bei Nichtbefolgung dieser Anweisung kündigte er für 12 Uhr des kommenden Tages die Ausrufung des Nationalen Notstandes an. Ausserdem rief Portillo für den nächsten Tag zu einer Sitzung der Multisektoriellen Kommission auf. Endlich willigte auch García-Gallont zu einem solchen Treffen ein und sprach sich für eine Teilnahme der Regierung und des Kongresses aus.

Nach vier Tagen Protest und Gewalt kehrte am Freitagmorgen, 28. April, wieder relative Ruhe in der Hauptstadt ein. In einzelnen Vororten kam es noch zu Protesten, Autoreifen wurden angezündet und einige Läden geplündert. Die HändlerInnen der 22 Märkte der Hauptstadt veranstalteten eine Demonstration und verurteilten die Vorkommnisse der letzten Tage. Die StudentInnen brachen ihren Hungerstreik ab. Die Busunternehmen nahmen ihre Arbeit wieder auf, forderten aber von der Regierung, ihnen zu helfen, die (durch die Unruhen verstärkte) ökonomische Krise zu bewältigen. Die Multisektorielle Kommission traf sich zu einer ersten Sitzung.

Nach diesem ersten Treffen der Kommission sah es nicht so aus, als ob sich die verschiedenen Positionen einander annähern würden: Die Transportunternehmen forderten weiterhin eine Unterstützung des Staates von 9 Millionen Quetzales monatlich (ca. 1,2 Millionen US-$). Für Bürgermeister García-Gallont liegt die Ursache des ganzen Problemes im niedrigen Einkommen der Bevölkerung. Für Vizepräsident Reyes López, der in der Kommission die Regierung vertritt, ist nach wie vor García-Gallont der Hauptschuldige. Der Vertreter der Gewerkschaften innerhalb der Kommission, Daniel Vásquez, hat sicher recht, wenn er behauptet: "Ohne politischen Willen aller Beteiligten und die Bereitschaft, über innerparteiliche Differenzen hinwegzusehen, ist keine Lösung des Problemes in Sicht."


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