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Feminismus in Guatemala

Fijáte 206 vom 15. März 2000, Artikel 1, Seite 1

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Feminismus in Guatemala

Seit etwa fünf Jahren werden Anstrengungen unternommen, etwas mehr über die Geschichte der Guatemaltekinnen zu erfahren, mit dem politischen Ziel, eine eigene historische Erinnerung aufzubauen. Ausserdem wurden verschiedene politische, akademische, legale und symbolische Aktionen durchgeführt, die den Bewusstseinsprozess der Frauen unterschiedlicher Klassen oder Ethnien gefördert haben.

In verschiedenem Ausmass sind heute die Beziehungen zwischen Männern und Frauen in Frage gestellt. In einer sich globalisierenden Welt sind auch die Guatemaltekinnen immer mehr in Bewegung. Eine Bewegung die über die oft unangenehme Zersplitterung hinausgeht, hin zu einer Vielfalt und Mehrdimensionalität innerhalb der feministischen Kämpfe und Forderungen. Unser Ziel ist die VGGleichberechtigungNF und ein würdevolles Leben, so wie das Olympe de Gouge, eine unserer Vorgängerinnen vor zweihundert Jahren schon geschrieben hat: "Die Frau wird frei und mit den selben Rechten wie Der Mann geboren".

Mayakultur und Feminismus

Wenn wir davon ausgehen, dass Feminismus die Bewegung zur Erkämpfung gleicher Rechte und Möglichkeiten für Männer und Frauen ist, gehen wir davon aus, dass Männer und Frauen komplette Wesen sind, unabhängig voneinander und völlig gleich.

In der Mayakultur sind Männer und Frauen sich ergänzende Wesen und gegenseitig voneinander abhängig. Dieses Konzept basiert auf unserer dualistischen und ergänzenden Kosmovision, die sich in unseren kulturellen Wertvorstellungen und unseren sozialen Normen des Zusammenlebens ausdrückt. Diese Normen werden von klein auf erlernt durch spezielle Erziehungsmuster für Jungen und Mädchen und ziehen sich durch alle Ebenen unseres gemeinschaftlichen Lebens. Die Kontrolle darüber, ob unser Verhalten korrekt ist und unserer Komsovision entspricht, obliegt der Gemeinde, speziell den alten Männern und Frauen.

Das Prinzip der Dualtität wiederspiegelt sich im Konzept des Höchsten Wesens als einem dualistischen Wesen. Die beiden Götter Uk'u'x Kaj und Uk'u'x Ulew (Essenz des Himmels und der Erde) vereinen sich zu Juraqan (einzige Grundlage des Lebens). Dieses dualistische Denken geht davon aus, dass gleiche Rechte und Möglichkeiten die Grundlage für ein ausgeglichenes Leben sind, was das höchste Prinzip der Maya-Kosmovision ist. Dieses Prinzip wird jedoch nicht erfüllt innerhalb einer sozial ungleichen Gesellschaft, wie das in Guatemala der Fall ist. Hier bedeutet 'Maya-sein' ausgeschlossen, unterdrückt, ausgebeutet zu sein. In einer Gesellschaft mit solchen Charakteristiken gibt es niemals gleichberechtigte, sich ergänzende Beziehungen.

Innerhalb des Hauses hat die Mayafrau einen gleichwertigen Stand wie der Mann. Auf lokaler, regionale und nationaler Ebene hingegen, wo nach dem offiziellen System gelebt wird, hat die Mayafrau nicht die selben Möglichkeiten wie die Männer. Dies würde nämlich bedeuten, dass sie Zugang zu Bildung, zum Erlernen der VGspanischenNF Sprache, der Rechte und der Gesetze des Landes haben müsste, Bedingungen, die in einem Land wie Guatemala den meisten verwehrt sind, am allermeisten den Mayafrauen.

Der grundlegende Unterschied zwischen Männer und Frauen liegt in der Fortpflanzung. Aber was die Arbeit betrifft, teilen sich diese die Maya-Männer und -Frauen sowohl innerhalb wie ausserhalb des Hauses. Erst wenn den Mayas ihre Rechte als Volk zugesprochen werden, können sie ihre Kosmovision umsetzen.


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